Ausbildung und Aktivitäten!

Allgemein

Ursprünglich war mangelnder Nachwuchs in den Löschzügen der Freiwilligen Feuerwehr Münster Ursache für die Einrichtung einer Jugendfeuerwehr in Münster. Damals war noch nicht absehbar, dass sie auch ein wichtiges Standbein der allgemeinen Jugendarbeit sein wird. Denn diese Art der Jugendarbeit hat einen bedeutsamen Einfluss auf die Sozialisation von ca. 130 Mädchen und Jungen in der Jugendfeuerwehr Münster. Die Jugendfeuerwehr Münster ist voller Eindrücke, Erlebnisse, Abenteuer und Freundschaften.

Alle Mädchen und Jungen in der Jugendfeuerwehr Münster sind sehr engagiert und teamfähig. Durch ihr Mitwirken in der Jugendfeuerwehr erlernen Sie Fairness, Toleranz, Hilfsbereitschaft, Gleichberechtigung, Distanz, Ausdauer, Konzentrationsvermögen, Kritikfähigkeit, Reaktionsvermögen, Verantwortung und Gemeinsinn für andere, für die Gemeinschaft. Diese vielseitigen Zielsetzungen ermöglichen den Jugendlichen eine sinnvolle Nutzung ihrer Freizeit. Die Mitgliedschaft in der Jugendfeuerwehr gibt ihnen oft einen zusätzlichen Halt und zeigt ihnen neue Perspektiven auf. Dafür engagieren sich in Münster ca. 80 Betreuerinnen und Betreuer und der Vorstand der Jugendfeuerwehr Münster.

Ausbildung der Jugendfeuerwehr Münster

Die Ausbildung der Jugendlichen in den sechs Gruppen erfolgt ohne große Unterschiede. Jede Gruppe bekommt zwar die gleichen Ausbildungsinhalte vermittelt, jedoch sind die Betreuer autark in der Vorgehensweise. Je nach Gruppe wird ein individueller Dienstplan für die Jugendlichen erstellt, der zurzeit folgendermaßen aussieht:

  • Gruppe 1 14tägig donnerstags 18:30 Uhr bis 21 Uhr
  • Gruppe 2 14tägig mittwochs 17:30 Uhr bis 20:30 Uhr
  • Gruppe 3 14tägig freitags 17 Uhr bis 19 Uhr
  • Gruppe 4 14tägig montags 18:30 Uhr bis 20:30 Uhr 
  • Gruppe 5 14tägig freitags 18:00 Uhr bis 20:00 Uhr
  • Gruppe 6 14tägig montags 18 Uhr bis 20 Uhr

Die Ausbildungsinhalte für die Jugendfeuerwehr orientieren sich an den Feuerwehrdienstvorschriften, die für den aktiven Dienst richtungweisend sind unter Berücksichtigung der Unfallverhütungsvorschriften, des Jugendschutzgesetzes und der körperlichen Leistungsfähigkeit der Jugendlichen. Alle Aktivitäten sind so ausgerichtet, dass den Mädchen und Jungen schon frühzeitig Grundlagen der Brandvorbeugung, Unfallverhütung und Erste-Hilfe-Maßnahmen vermittelt werden. Diese Ausbildung wirkt sich auch positiv auf viele Lebensbereiche der Jugendlichen aus. So können sie in vielen Notfällen z.B. durch die korrekte und schnelle Bedienung eines Feuerlöschers, dass richtige Absetzen eines Notrufs über 112, Leben retten.

Die Jugendlichen erhalten sehr umfangreiche Kenntnisse und Fertigkeiten für das richtige und schnelle Handeln in Notsituationen. Die Ausbildung gliedert sich in Theorie und Praxis. Der Jugendfeuerwehrwart ist dafür verantwortlich, dass die zu erlernenden Ausbildungsinhalte individuell auf die Bedürfnisse der Jugendlichen abgestimmt sind. Gleichzeitig achtet er auch darauf, dass ein ausgewogenes Maß an Theorie und Praxis sowie Sport und Spiel auf dem Programm stehen. Die Ausbildung verläuft je nach Bedarf und Wetterlage mal im Stadtteil oder Feuerwehrgerätehaus der entsprechenden Löschzüge, in manchen Fällen sogar auf dem Gelände der Berufsfeuerwehr Münster.

Während der Ausbildung erlernen die Mädchen und Jungen z. B., wie und durch was ein Brandentstehen kann, und durch welche Wege er sich ausbreiten kann. In einfachen Übungen wird ihnen vermittelt, wie sie mit technischen Gerätschaften der Feuerwehr umgehen müssen, um einen Brand zu bekämpfen und Unfallgefahren zu vermeiden. Zusätzlich erhalten sie einen Überblick über die verschiedenen Funktions- und Wirkungsweisen von Löschgeräten. Auch die Fahrzeugkunde ist Bestandteil ihrer Ausbildung. Die Jugendlichen lernen die unterschiedlichen Fahrzeugtypen mit Funktion und Aufbewahrungsort der geladenen Geräte kennen.

Beispiel:
Für die Jugendlichen der Gruppe 2 haben die Betreuer ihnen einen kompletten Arbeitstag der Berufsfeuerwehr in Form einer Simulation erarbeitet. Der geplante Arbeitstag soll so realistisch wie möglich für die Jugendlichen sein. Vom Verkehrsunfall bis zum Scheunenbrand kann sich an diesem Tag alles ereignen. Das Feuerwehrgerätehaus des Löschzuges Kemper dient ihnen als Feuerwache. Zum Fahren der Einsatzfahrzeuge und für das Organisieren der Einsatzübungen halten sich zehn Betreuer bereit. Alles andere ist an diesem Tag von den Jugendlichen zu leisten.

Der Gong läutet. Alle Einsatzkräfte sitzen am Mittagstisch. Aus den Lautsprechern ertönt die Durchsage: „Verkehrsunfall mit eingeklemmten Personen. Einsatz für den Löschzug 1, Rudolf Diesel Straße 5.“ Mit lautem Geklirre fliegen Messer und Gabel zurück auf die Teller, der letzte Bissen wird im Laufen heruntergeschluckt, Jacke an, Helm auf, Handschuhe geschnappt und jeder auf seinen Platz in das Einsatzfahrzeug. Und schon rollen die Einsatzfahrzeuge zum Einsatzort. Dort eingetroffen, erkundet der Gruppenführer Jan, 15 Jahre alt, die Lage. Seine Gruppe, heute 13 Kameraden, sind nicht viel älter als er. Entsprechend der Lage ordnet er den Kameraden bestimmte Funktionen zu. Nachdem die Mannschaft den Verkehrsunfall abgearbeitet hatte, ging es zurück zur Feuerwache. Dort konnten sie bei Getränken und Kuchen erst einmal ihre Eindrücke schildern und anschließend den Ausführungen eines echten Berufsfeuerwehrmannes zum Thema „Gefahren an der Einsatzstelle“ aufmerksam zuhören. In dieser Zeit planten die Betreuer im großen Einsatzleitwagen schon das nächste Szenario.

Gerade, als der Vortrag „Gefahren an der Einsatzstelle“ endet, meldet sich der Lautsprecher wieder zu Wort. Für eine Ölspur im Gewerbegebiet, An der Kleimannbrücke, wird nur das 1. LF alarmiert. Der Verursacher ist schnell gefunden in der Nähe der Ölspur steht ein PKW mit eingeschaltetem Blinklicht. Der Fahrer hatte den Notruf selber abgesetzt. Schnell und professionell arbeiten die jugendlichen Einsatzkräfte diesen Einsatz ab. Ein teil der Einsatzkräfte schiebt eine Auffangwanne unter das angenommene Leck, damit kein weiteres Öl in den Boden versickern kann. Die restlichen Einsatzkräfte streuen die Ölspur mit einem Ölbindemittel ab. Abschließend, bevor die Mannschaft wieder einrückt, nehmen sie noch die Personalien des Fahrers auf. Bei diesem Einsatz waren sich die Jugendlichen einig, es war nicht wirklich spannend. Aber so kann nun mal der Dienstalltag eines Feuerwehrmannes aussehen.

Der Feuerwehr-Tag neigt sich dem Ende entgegen, die Spannung der Jugendlichen lässt nach. Nun steht Aufräumen, Geschirr abwaschen, Fegen, Wischen und ähnliches für alle auf dem Programm. Niemand der Jugendlichen rechnet zu diesem Zeitpunkt noch mit einem Einsatz – jeder Berufsfeuerwehrmann hätte sich jetzt auf seinen wohlverdienten Feierabend gefreut – da sorgt der Lautsprecher für einen letzten Adrenalinschub an diesem Tag: „Scheune in Vollbrand.“ Ein echtes High Light zum Schluss. Die Jugendlichen geben noch einmal richtig Vollgas. Bei Eintreffen des Löschzugs quillt bereits dichter Rauch aus den Dachpfannen hervor. Die brennende Scheune beherbergt vier Fahrzeuge des Winterdienstes der Stadt Münster. Da die Scheune sehr abgelegen in einer Bauernschaft steht, ist der Brand wohl erst sehr spät bemerkt worden und konnte sich deshalb ungehindert ausbreiten. Blitzschnell erfolgt die Aufstellung der Fahrzeuge. Professionell erteilt der Einsatzleiter den Befehl, eine Tragkraftspritze (TS) an der Aa aufzustellen. Die jugendlichen Einsatzkräfte wissen sofort Bescheid. Mit vier Kameraden muss die TS an die Einsatzstelle getragen werden, da diese für die großen und schweren Löschfahrzeuge nicht erreichbar ist. Das Tragen der 150 kg schweren TS zur Aa übernehmen vier Betreuer. Noch nicht ganz an der Aa angekommen und die TS abgestellt, erreicht sie von der Scheune der Befehl; „ Verteiler Wasser marsch!“ Nur wenige Sekunden später fördert die Pumpe Wasser aus der Aa und drückt es hoch zur Einsatzstelle. In der Zwischenzeit haben die Einsatzkräfte drei C-Rohre vorgenommen und löschen den Scheunenbrand von außen als auch im Innenangriff. Unklar ist noch, ob Personen vermisst werden. Glücklicherweise stellt sich heraus, dass sich niemand mehr in der Scheune befindet. In dem dichten Rauch wäre keiner ohne eine Rauchvergiftung heraus gekommen.

Nach diesem erfolgreichen Einsatz mit gedachtem Flammenmeer kehrten die jugendlichen Einsatzkräfte total zufrieden und erschöpft zurück. Für heute eichte es.

Die Ausbildung in der Unfallverhütung und Erste-Hilfe-Maßnahmen soll den Jugendlichen die Vorgehensweise beim Auffinden einer hilflosen oder verunfallten Person erleichtern. Zu den Erste-Hilfe-Maßnahmen zählen folgende Anleitungen:

  • Atmung durch „Sehen/Hören/Fühlen“ überprüfen
  • Notruf absetzen
  • Stabile Seitenlage erstellen
  • Schock-Symptome erkennen und Maßnahmen ergreifen
  • Brandwunden versorgen
  • Herz-/Lungenwiederbelebung, wann und wie.

Die feuerwehrtechnische Ausbildung in der Jugendfeuerwehr beinhaltet viele Bereiche, die für den späteren Einstieg in die Freiwillige Feuerwehr oder vielleicht auch in die Berufsfeuerwehr von Bedeutung sind.

Der aktuelle Ausbildungsstand aller Mädchen und Jungen in der Jugendfeuerwehr Münster ist mehr als zufrieden stellend. Das zeigt sich u. a. daran, dass viele Jugendliche die Leistungsspange und Jugendflamme tragen. Zur Festigung dieser enormen Leistungsbereitschaft sowie der Kameradschaft, des Miteinanders und Füreinanders, sind besondere Aktionen und Projekte für die Mädchen und Jungen von großer Bedeutung.

 

Aktivitäten in der Jugendfeuerwehr Münster

Lernen in der Freizeit muss Spaß machen! Deshalb legen die Jugendfeuerwehrwarte aller Gruppen sehr viel Wert darauf, dass sowohl die Ausbildung Spaß macht als auch besondere Aktivitäten als Motivationsfaktor für die Jugendlichen stattfinden. Diesbezüglich ist die Jugendfeuerwehr Münster sehr aktiv. Nach Absprache mit allen Beteiligten werden z. B. folgende Aktivitäten außerhalb der Dienstveranstaltungen in den Gruppen durchgeführt:

  • Nikolaus-/Weihnachtsfeier
  • Tannenbaumaktion
  • Aktivitäten auf Stadt- und Landesebene
  • Zeltlager
  • Kontakte/Austausch mit anderen Jugendfeuerwehren
  • Gruppenfahrten
  • Sport: Z. B. Fußballturniere, Schwimmen, Kanutour, Eislaufen, Schwimmen
  • Besichtigungen wie z. B. Flughafenfeuerwehr Münster/Osnabrück
  • Spiel- und Grillabende
  • Jugendfeuerwehr Karnevalswagen

Einige dieser Aktivitäten gehören zur festen Einrichtung in den Gruppen, sie haben schon fast einen traditionellen Charakter wie z. B. die Jugendfeuerwehrrallye, die Teilnahm an der Leistungsspange, das Zeltlager, Kontakt mit anderen Jugendfeuerwehren und einiges mehr. Auf einige dieser Aktivitäten möchten wir im Besonderen eingehen, weil sie einerseits den Jugendlichen viel Spaß bereiten und andererseits das soziale Engagement fördern. 

Feuerwehrrallye

Die Jugendfeuerwehrrallye ist nicht vergleichbar mit der Leistungsspange. Die Leistungsspange ein Wettkampf aller Jugendfeuerwehrgruppen aus ganz NRW. Die Teilnahme ist freiwillig und kann in verschiedenen Wettkämpfen erworben werden. Hingegen dient die Jugendfeuerwehrrallye der Leistungskontrolle der sechs Gruppen der Jugendfeuerwehr Münster. Die Jugendfeuerwehrrallye erfüllt mit ihren Kriterien auch die Vorraussetzungen für die Jugendflamme der Stufe 2. Die Stufe 1 der Jugendflamme erlangen die Jugendlichen im Laufe eines Dienstjahres. Die Jugendflamme ist eine Auszeichnung für Jugendfeuerwehrkameradinnen und –Kameraden auf Landesebene.

In jedem Jahr findet die Jugendfeuerwehrrallye in anderer Form statt. Sie ist ein besonderes Highlight im Dienstplan der einzelnen Gruppen. Deshalb nehmen die Jugendlichen auch sehr gerne an der Rallye teil. Unter anderem auch, weil sie ihre Leistungsqualität unter Beweis stellen und sich selber mit den anderen Gruppen messen.

Damit die Rallye in jedem Jahr interessant und abwechslungsreich verläuft, übernimmt die Planung im Rotationsprinzip immer eine andere Gruppe. Die Rallye findet grundsätzlich an einem Samstag statt. Start ist immer pünktlich um 8:00 Uhr an der Feuer- und Rettungswache 1 am York Ring 25. Zuerst wird der Tagesablauf besprochen, bevor die sechs Gruppen in die Rallye starten. Am Ende der Rallye laufen die sechs Gruppen wieder am York Ring 25 ein. Das Ende der Rallye wird durch ein gemeinschaftliches Essen eingeläutet, welches der Versorgungszug des Löschzugs Roxel für alle Beteiligten der Rallye vorbereitet hat.

Die Rallye beinhaltet sechs Stationen, die von jeder Gruppe im Rollsystem angefahren werden müssen. An jeder Station erwartet die Jugendlichen eine andere Aufgabe, die sie unter bestimmen Bewertungskriterien wie z. B. Allgemeinwissen, Feuerwehr Dienstvorschriften, Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Erste Hilfe zu erfüllen haben. Beim feuerwehrtechnischem Teil kann das z. B. das Retten einer eingeklemmten Person unter einem schweren Dachbalken sein oder das Löschen eines brennenden Objektes. Geschicklichkeit müssen die Jugendlichen z. B. beim Umwerfen von neun Kegeln mit einem 15m langen C-Rollschlauch beweisen. Kenntnisse und Fertigkeiten in der Ersten Hilfe werden in der Rallye zum Teil abgefragt oder an einer verunfallten Person bzw. Dummy durchgeführt. Auch Fitness der einzelnen Jugendlichen wird z. B. beim Weitsprung, Staffellauf oder Kugelstoßen getestet. Neben der körperlichen Belastung ist auch das Allgemeinwissen der Jugendlichen gefordert. In zwanzig Minuten ist ein Fragebogen auszufüllen, in dem z. B. folgende Fragen stehen: „Wie heißt die Bundeskanzlerin?“ oder „Welches ist der längste Fluss in Deutschland?“

Am Ende der Jugendfeuerwehrrallye findet nach Auswertung der Ergebnisse der einzelnen Gruppen die Siegerehrung statt. Abschließend sitzen alle Beteiligten noch gemütlich bei einer Cola zusammen und lassen den anstrengenden Tag ausklingen.

Zeltlager der Jugendfeuerwehr Münster

In regelmäßigen Zeitabständen wird von der Jugendfeuerwehr Münster für alle Gruppen ein mehrtägiger Ausflug veranstaltet, er soll das Miteinander und Füreinander der Jugendlichen fördern. Gerade diese Attribute sind sowohl bei der Feuerwehr als auch bei der Jugendfeuerwehr von großer Bedeutung, denn nur durch eine verantwortungsbewusste und vertrauensvolle Zusammenarbeit lässt sich Dienst in der Feuerwehr gefahrlos durchführen.

Zusammenarbeit, Teamfähigkeit, Aufeinander Zugehen, Verlässlichkeit und Verantwortungsbewusstsein, deren Bedeutung wird den Jungen und Mädchen schon bei Ausbildung in der Jugendfeuerwehr nahe gebracht. Auf einen mehrtägigen Ausflug lassen sich diese Werte intensiver erlernen und erleben. Sie sind nicht nur eine Grundvorraussetzung für den Feuerwehrdienst, sondern auch für das gesamte Leben.